Die Teilnehmer des Kunst-Leistungskurses unter der Leitung von Melanie Schimpf beschäftigen sich in der Jahrgangsstufe Q3 auf vielfältige Art und Weise unter anderem mit dem Thema Architektur. Sie lernen dabei nicht nur wichtige gestalterisch-formale sowie sozio-politische Hintergründe zur Ästhetik der verschiedenen Stilepochen in Architektur und Design kennen, sondern ebenfalls zentrale Arbeitsschritte der Gestaltung unterschiedlicher Bauwerke. Dabei entstanden seit Beginn dieses Schuljahres eine Vielzahl unterschiedlicher Skizzen, Zeichnungen, Entwürfe und Modelle, die jedoch gerade in diesem Jahr auffällig schnell wieder mit nach Hause wandern, weil sich die Ausstellung der Arbeiten unter Corona-Bedingungen nämlich mehr als schwierig gestaltet. Denn die im Gymnasium Michelstadt zur Verfügung stehenden Ausstellungsflächen – vor allem Wandflächen in Aufgängen und Fluren – können unter den seit März 2020 geltenden Sonder-Regelungen nicht mehr in gewohnter Weise begutachtet werden. Deshalb war die Freude groß, als die Stadt Michelstadt dem Kurs das Angebot unterbreitete, Schaufenster leerstehender Geschäftsräume der Altstadt zu nutzen, um hier Arbeiten auszustellen. Das Schaufensterprojekt geht nun bereits in die zweite Runde:
Waren im Dezember in den Fenstern des ehemaligen Reisebüro Schmerker noch Zeichnungen und Modelle von selbst gewählten Bauwerken klassischer Architekturepochen zu sehen, so sind es inzwischen größere Projektarbeiten: Architekturmodelle mit Zeichnungen und Skizzen zum Thema "Mensch und Raum – gebaute Umwelt". Hier konnten die angehenden Abiturienten sich ganz individuell eigenen Wohnkonzepten widmen. Den Arbeiten sieht man die vielen Stunden Arbeit an, die sie investiert haben. Darunter sind außerdem zwei tolle Photo-Arbeiten und vier tiny houses aus dem Grundkurs. Ziel der Aufgabe war es unter anderem, saubere Zeichnungen zu erstellen, bei der großer Wert auf der exakten Einhaltung der Naturalismus-Kriterien liegt, um einen photorealistischen Gesamteindruck zu erzeugen. Das bedeutet, dass die Jugendlichen in ihren Vorzeichnungen die vorgegebenen Proportionen akribisch genau einhalten und mit starken Kontrasten und differenzierten Grauwerten arbeiten mussten, um einen möglichst hohen Eindruck von Plastizität zu erzeugen.
Auch die Ergebnisse einer vierstündigen Kunst-Klausur (180 Minuten) zum Thema Formensprache der Architektur waren in Form von Modellen ausgestellt. Ausgangspunkt dieser Arbeiten war ein abstraktes Gemälde der klassischen Moderne. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten und gestalteten in nur vier Schulstunden ein Modell, entweder für ein Bühnenbild: Spielraum oder eine Haltestelle: Warteraum. Das Bühnenbild sowie die Haltestelle sollten das ausgewählte Gemälde formensprachlich umsetzen. Dabei durfte das Modell keine skalierte Kopie der Vorlage darstellen. Vielmehr sollte eine abstrakte Transformation der vorgegebenen Formen stattfinden. Die Lernenden mussten daher die Gemälde-Vorlage erst genau analysieren (in ihre Bestandteile zerlegen und grundlegende Kompositionsregeln herausstellen), um darauf aufbauend die Bestandteile zu einem neuen, dreidimensionalen Raum-Gebilde zu synthetisieren (neu zusammenzufügen). Bei der Raumbildung war zu beachten, dass für die Qualität des Raumes neben dessen Proportionen vor allem die Raumatmosphäre und die sinnliche Wahrnehmung von Architektur und Raum maßgeblich sind.