„Die Philosophie kann man nicht lehren – höchstens das Philosophieren. Das heißt, die kritische Einstellung.“ – Karl Popper, österreichisch-britischer Philosoph
Ziele des Philosophieunterrichts am Gymnasium Michelstadt
Getreu dem Leitmotiv unserer Schule „sapere aude“, zu Deutsch „habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ (Immanuel Kant), besteht das Ziel des Philosophieunterrichts darin, dass Schüler*innen lernen, zu philosophieren, das heißt, sich eigene, kritische Gedanken über für sie relevante Fragen und Probleme zu machen. Eigenständiges Philosophieren beruht jedoch auf einer Basis von Wissen; philosophisches Wissen kann wiederum nur sinnvoll angeeignet werden, wenn persönliche, subjektive Fragen auf philosophische Theorien treffen. Das zentrale Element stellt daher die Auseinandersetzung mit Texten der Philosophie dar. Im Umgang mit diesen Texten erlernen die Schüler*innen fachspezifische Methoden, welche für sie sowohl in anderen Schulfächern wie auch darüber hinaus von großem Nutzen sind, darunter das Entwickeln einer schlüssigen und überzeugenden Argumentation sowie die sprachlich präzise Wiedergabe von Gedankengängen, seien es die eigenen oder fremde.
Entsprechend dieser Maxime liegt der Schwerpunkt des Philosophieunterrichts auf dem „Philosophieren lernen“ und nicht auf dem „Philosophie lernen“. Das Wissen um philosophische Inhalte bildet lediglich den Gegenstand des Unterrichts und der gedanklichen Tätigkeit. Stattdessen wird den Schüler*innen das kritische Hinterfragen scheinbar gültiger „Wahrheiten“ sowie deren Bedeutung und Nutzung für die Gestaltung des eigenen Lebens vermittelt.
Aus dem Leben der Lernenden heraus philosophieren
Sowohl die stetig steigende Pluralität von Wertvorstellung in unserer globalisierten Welt als auch die rasante Entwicklung unserer technisch geprägten und zunehmend medial vermittelten Gesellschaft, erschweren es den Heranwachsenden, sich selbst zu orientieren und zu verorten. Der Philosophieunterricht versteht seine Aufgabe angesichts dieser Problematik darin, die Lernenden zur mündigen Teilhabe am öffentlichen und politischen Diskurs über die wichtigen Grundfragen des gemeinsamen Zusammenlebens und zur Übernahme von Verantwortung zu befähigen, um die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen.
Das Schulfach Philosophie bietet Schüler*innen am Gymnasium Michelstadt die Möglichkeit, grundlegende und für sie bedeutsame Fragen zu reflektieren. Im Anschluss folgt der Dialog sowohl mit klassischen und modernen Theorien der Philosophie, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, als auch mit anderen Lernenden und Lehrenden.
Auswahl an Fragen und Themen des Philosophieunterrichts
Das Fach Philosophie ist am Gymnasium Michelstadt in der Einführungsphase (E-Phase) als Profilkurs mit zwei Wochenstunden wählbar. Zu den zentralen Fragestellungen des Philosophieunterrichts gehören:
- Was macht den Menschen aus?
- Was ist das Gute?
- Was ist Bewusstsein?
- Was heißt „Sinn des Lebens“? Wer bestimmt den Sinn des Lebens?
- Was bedeutet es, ein glückliches Leben zu führen?
- Gibt es ein Leben nach dem Tod?
- Was bedeutet Gerechtigkeit? Hängen Recht und Gerechtigkeit zusammen?
- Wann ist das Wissen „sicher“?
Auszug aus den Themen des Schulcurriculums:
- Anlässe des Philosophierens
- Was ist der Mensch? Gibt es eine menschliche Natur?
- Gehirn und Bewusstsein – die Frage nach dem Ich
- klassische und moderne ethische Begründungsweisen
- Freiheit als Grundlage der Ethik
- Anwendungsgebiete der Ethik, wie z.B. Tierethik, Medienethik, Nachhaltigkeit
- Privatsphäre in der modernen Gesellschaft
- Menschenrechte – eine Ethik für alle Kulturen?
- Erkenntnis und Wahrheit
- Naturphilosophie
- Technikphilosophie